Museumsperlen

„Ich will Farbe in die Welt bringen!“ Ein Gespräch über Ludwig Gebhard und sein Werk
6. April 2018


Bunt geht es bei unserem neuen Gast im Infopoint zu – da kommen nach der Tristesse der Wintermonate Frühlingsgefühle auf! Wir sprachen mit Conradine Gebhard, der Witwe des verstorbenen Künstlers aus der Oberpfalz, über das Werk ihres Mannes Ludwig Gebhard (1933-2007), seine Vielseitigkeit und Akribie und das Ludwig Gebhard Museum, das er selbst noch in seiner Heimat Tiefenbach mit begründete und was 2018 dort alles passiert. Ein Gespräch Conradine Gebhard über den Künstler Ludwig Gebhard und sein Werk Ludwig Gebhard hat eine große Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt…

Er war immer sehr experimentierfreudig. Anfangs zeichnete und malte er hauptsächlich mit Feder, Bleistift und Pinsel, später kamen die Steinkreidelithografie, der Linolschnitt und andere Drucktechniken hinzu, außerdem Textil- und Schmuckdesign, Plastiken und Metallskulpturen. Er hat figurativ und gegenstandslos gearbeitet.

Gerade im Linolschnitt hat er es zu fast virtuoser Meisterschaft gebracht. Kaum ein Künstler hat so präzise, akribisch und technisch anspruchsvoll gearbeitet wie er. Für das Werk „Torte und Tasse“, hat er es auf 18 Druckvorgänge gebracht. Auch seine Farbverläufe beim Linolschnitt sind einmalig. Er wollte Farbe in die Welt bringen. Sicher auch eine Reaktion auf seine Kindheit während des Krieges und den frühen Tod der Eltern.

Ludwig Gebhard, 6 Stäbe, 1986
Ludwig Gebhard, 6 Stäbe, 1986

„Energiegeladen, kantig, kritisch“ wurde er einmal genannt – wie war Ludwig Gebhard als Mensch?

Ludwig war immer sehr diszipliniert und er lebte für seine Kunst. Sein Arbeitstag im Atelier begann jeden Morgen um sechs Uhr, Wochenenden meist mit eingeschlossen. Er trug auch beim Drucken niemals einen Kittel und trotzdem waren nie Farbspritzer auf seiner Kleidung. Er liebte es, wenn ich ihm beim Arbeiten aus Katalogen und Künstlerbiografien vorlas. Außerdem gingen wir auf Reisen und besuchten überall in Europa Museen. Zu seinen großen Vorbildern zählte er Picasso, Matisse, Léger, Klee, Vasarely – aber er sagte immer, er wolle die Werke der anderen weiter entwickeln, sich inspirieren, niemals kopieren.
Wo fand er seine Motive?

Die Augen, der Lebensbaum, die „Ohrenköpfe“ waren Themen, die ihn beschäftigten. Er gibt auch eine sakrale Serie mit Kreuzen und eine Stuhl-Reihe. Die Ohrenköpfe beziehen sich auf die Zeit, als er als Student in der Telefonauskunft jobbte – während er stundenlang am Telefon hing, hat er tausende von Skizzen auf Post-Notizzetteln angefertigt.
Wie kam er dann selbst zur Kunst?

Künstlerisch tätig zu werden, war für ihn eine innere Notwendigkeit und ein Bedürfnis. Eigentlich wollte er Musiker werden und Geige spielen, aber in der Kriegszeit war es schwierig, einen guten Lehrer und ein Instrument zu finden. Aber in seiner Jugend spielte er sehr gut Zither – und er hat auch ein Stück für Violine „Gruß an Tiefenbach“ komponiert. In München besuchte er dann die Akademie der Bildenden Künste.
Ludwig Gebhard, Kopf in Kopf, 2002Ludwig Gebhard, Kopf in Kopf, 2002

Ludwig Gebhard, Kopf in Kopf, 2002
Wie ist das Ludwig Gebhard Museum in Tiefenbach entstanden?

Der damalige Bürgermeister von Tiefenbach stellte das Gebäude zur Verfügung – die ehemalige Volksschule, wo auch mein Mann zur Schule gegangen ist – und Ludwig stiftete die Bilder. Alles Weitere ging dann recht schnell und so kann dort seit dem Jahr 2000 eine umfangreiche Sammlung präsentiert werden. Meinem Mann gefiel an der Idee des Ludwig Gebhard Museums vor allem, dass die Kinder von Tiefenbach so schon früh mit moderner Kunst in Kontakt kommen können. Denn er selbst war im Krieg „bilderlos“ aufgewachsen. Erst mit 19, als seine Eltern nach München zogen, entdeckte er dort die Museen, die Kunst und die Bilder. Was gibt es 2018 Neues im Ludwig Gebhard Museum?

Im Mai zeigen wir eine Sonderausstellung „Ludwig Gebhard – alles Zeichnung. Von der Skizze über die Feder, den Bleistift und den Buntstift zur Graphit Lasur“ (5. Mai bis 7. Oktober 2018) zum umfangreichen zeichnerischen Werk meines Mannes. Und derzeit planen wir einen „Skulpturenweg“, von der Kirche bis zum Museum, mit 14 Werken von Ludwig. Dafür zieht die „Lollo“, eine Metallskulptur, die derzeit noch im Luna-Park in Landsberg steht, nach Tiefenbach um.

„Ich will Farbe in die Welt bringen!“ Ein Gespräch über Ludwig Gebhard und sein Werk

Ludwig Gebhard, Trio, Linolschnitt, 1997
Wo sonst in Bayern und in der Welt können Besucher die Werke von Ludwig Gebhard bewundern?

Er ist in München im Lenbachhaus und in der Pinakothek der Moderne vertreten, in Landsberg, in Augsburg, in Neu-Ulm im Edwin Scharff Museum. Außerdem im Grassi-Museum in Leipzig, in der Albertina in Wien, in Basel und Zürich.

Die Präsentation des Ludwig Gebhard Museums im Infopoint ist noch bis 23. Mai 2018 zu sehen und zeigt u.a. einen kurzen Film zum Werk des Künstlers.

Übrigens: in Tiefenbach findet sich gemessen an der Einwohnerzahl die höchste Museumsdichte des ganzen Landkreises Cham, der immerhin fast dreißig Museen vorzuweisen hat! Die Gemeinde zeigt neben dem Ludwig Gebhard Museum in ihrem zweiten Museum Ehemalige Klöppelschule wie ihre alte Handwerkskunst bis zur Weltausstellung reiste.
Beide Museen sind von April bis Oktober am ersten Sonntag des Monats und nach Vereinbarung geöffnet!


Abb. ganz oben: Ludwig Gebhard, Ohne Titel 1, Öl auf Leinwand